Konstante Blutzuckerwerte und ein gesteigertes Wohlbefinden: Wer an Diabetes mellitus leidet, kann seine Ernährung im Rahmen einer intensivierten Insulintherapie flexibel gestalten. Die Basis bilden ein regelmäßiger Essensrhythmus, eine ausgewogene Ernährung und die Planung der Kohlenhydratmenge pro Tag. Einen Orientierungspunkt bietet dabei die Broteinheit (BE).
Doch was versteht man darunter, warum sind Broteinheiten so wichtig und wie werden sie berechnet? Und wie viele BE darfst du pro Tag zu dir nehmen? Im folgenden Artikel erhältst du Antworten!
Broteinheiten, kurz BE, dienen als Faktor zur Berechnung des Kohlenhydratgehalts eines Lebensmittels. Ihren Nutzen finden sie als Schätzwert und Orientierungspunkt im Alltag. 1 BE umfasst dabei circa 12 Gramm Kohlenhydrate (KH).
Obwohl die Einheit inzwischen von der internationalen Kohlenhydrateinheit (KHE) abgelöst wurde, leistet sie Diabetiker*innen, die sich Insulin verabreichen, weiterhin gute Dienste zur Steuerung ihres täglichen Nahrungsmittelkonsums.
Der Hintergrund: Beim Verzehr von Kohlenhydraten steigt unser Blutzuckerspiegel an. Im Vergleich dazu hat der Konsum von Eiweißen und Fetten keinen Einfluss auf den Glukosespiegel.
Unser Körper reguliert den Anstieg des Blutzuckerspiegels durch Insulin. Bei Diabetiker*innen ist dies nicht der Fall. Ihre Zellen sind resistent gegen Insulin. Selbst wenn sie zu Beginn noch selbst Insulin ausschütten, verbleibt dieses im Blut. Aus diesem Grund müssen sie dafür Sorge tragen, dass sie sich die benötigte Insulinmenge injizieren.
Typ-1-Diabetiker*innen, die insulinpflichtig sind, planen ihren Kohlenhydratkonsum für den gesamten Tag. Das bedeutet, dass sie ihre Insulindosis an die Menge der am Tag verzehrten Kohlenhydrate anpassen, um den Blutzuckerspiegel zu senken.
Als Orientierungspunkt dient die Broteinheiten-Tabelle. Dafür wiegst du deine Lebensmittel ab und schlägst das Nahrungsmittel und das Gewicht in der Liste nach. So erfährst du, wie viele BE beispielsweise in einer Scheibe Roggenbrot enthalten sind. Diese Menge rechnest du auf den gesamten Tag an.
Mit der Zeit entwickelst du ein Gespür für die Broteinheiten. Um nicht ständig an eine Broteinheiten-Tabelle gebunden zu sein, kannst du dir Alternativen überlegen. Bei Nahrungsmitteln, die du täglich verzehrst, kann es sinnvoll sein, Tee- oder Esslöffel als Maßstab für eine bestimmte Menge an Broteinheiten zu verwenden.
Doch Vorsicht: Außer Acht lassen diese Werte Faktoren wie die Ballaststoffmenge. Diese beeinflussen die Blutzuckerkurve und können mit der Maßeinheit nicht abgeleitet werden. Denn die Zusammensetzung einer Mahlzeit bestimmt die Menge an Insulin, die du benötigst. Verzehrst du Kohlenhydrate mit Proteinen, Fetten und Ballaststoffen, steigt dein Blutzuckerspiegel (GI) langsam und weniger stark an.
Deshalb raten Expert*innen Diabetiker*innen dazu, viele Ballaststoffe zu verzehren. Naturreis, Hülsenfrüchte, Vollkornbrot und Wasser bekommen dir also besser als Süßspeisen, Weißbrot, Dosenobst und Softdrinks.
Es gilt: Broteinheiten sind ein Richtwert, der dich während der Diabetes-Therapie unterstützt. Darüber hinaus steht dir deine behandelnde Ärzt*in zur Verfügung, die die individuelle Behandlungstherapie mit dir festlegt. Ausschließlich auf die BE kannst du dich also nicht verlassen.
Du vermisst die Flexibilität von damals, als du dir noch kein Insulin verabreichen musstest? Mit dem Maßstab Broteinheiten erhältst du dir ein gewisses Maß an Selbstbestimmtheit und Flexibilität.
Denn Kohlenhydrate kannst du ganz einfach gegen Kohlenhydrate mit der gleichen BE austauschen. So erhältst du die Chance, deinen Ernährungsplan abwechslungsreich und umfassend zu gestalten. Gleichzeitig behältst du die volle Kontrolle über deinen Insulinbedarf.
BE sorgen also dafür, dass du bei der Zusammenstellung deiner Mahlzeit kreativ werden kannst und dennoch keine Angst haben musst, unbewusst eine schädliche Menge an Kohlenhydraten zu verzehren. Wichtig ist, dass du deinen Tag bereits am Morgen planst und so genau abschätzen kannst, wann du welches Produkt verzehren darfst.
Eine fehlerhafte Berechnung der BE – oder keine Berücksichtigung des Kohlenhydratanteils von Lebensmitteln – kann gefährlich werden. So kann zu wenig Insulin zu einem hohen Blutzuckerspiegel führen. Dieser kann gefährliche Folgeerkrankungen begünstigen.
Zu viel Insulin dagegen kann eine Unterzuckerung auslösen und den Fettabbau unterbinden. In der Folge könntest du stetig zunehmen. Daraus kann sich eine Adipositas entwickeln, die zum Beispiel zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.
Du kämpfst bereits mit Übergewicht und möchtest dein Gewicht reduzieren? Damit sich der Wunsch von deiner Traumfigur erfüllt, ist es wichtig, ein Kaloriendefizit zu erreichen. Diabetiker*innen sollten eine Gewichtsabnahme aber immer mit ihrer Ärzt*in besprechen. [CTA] einfügen: "Jetzt beraten lassen!"
Um die BE zu berechnen, schaust du dir die Verpackung deines Lebensmittels an. Hier ist angegeben, wie viele Kohlenhydrate in 100 Gramm enthalten sind. Die Menge teilst du durch 12. Das ergibt die Broteinheiten, die du durch den Verzehr der Scheibe Brot zu dir nimmst.
Ein Rechenbeispiel:
100 Gramm Schokolade enthalten laut Packungshinweis 45 Gramm Kohlenhydrate. Daraus ergibt sich: 45 : 12 = 3,75 BE
In 100 Gramm Schokolade sind also 3,75 Broteinheiten enthalten.
Frei bestimmen, was du isst: Diesen Wunsch hegen viele Diabetiker*innen. Mit den Broteinheiten kannst du berechnen, wie viel Insulin zu injizieren musst, um den Kohlenhydratgehalt deines Tages auszugleichen.
Dabei solltest du Lebensmittel berücksichtigen, die als insulinabhängige Kohlenhydrate gelten. Darunter fallen folgende Nahrungsmittel:
Die Broteinheiten für diese Lebensmittel bestimmst du mittels der BE-Tabelle. Dafür unterscheidest du langsame und schnelle Broteinheiten. Eine langsame BE wird laut der Deutschen Diabetes-Hilfe verzögert in Zucker umgewandelt, während schnelle Broteinheiten rasch in Zucker transformiert werden.
Eine langsame Broteinheit umfasst zum Beispiel einen Apfel. Eine schnelle Broteinheit dagegen besteht beispielsweise aus 10 Gummibärchen. Auch diese Angaben gelten ausschließlich als Richtwert, denn die Zusammensetzung der Lebensmittel kann variieren.
Bei einer BE geht man im Schnitt von 12 Gramm Kohlenhydraten aus. Welche Lebensmittel circa 1 BE entsprechen, entnimmst du der untenstehenden Tabelle.
[Tabelle] einfügen:
"Produkte und Richtwerte für 1 BE
Vollkornbrot: ½ Scheibe
Roggen-/Weizenmischbrot: ½ Schreibe
Brötchen, klein: ½ Brötchen
Toastscheibe, klein: 1 Scheibe
Knäckebrot: 2 Brote"
Bei Fetten und Eiweißen berechnest du keine BE. Darunter fallen Käse, Öle, Nüsse, Fleisch, Fisch und Butter. Ebenso verhält es sich mit kohlenhydratarmen Gemüsesorten wie Spinat, Brokkoli und Spargel sowie mit Zuckeraustauschstoffen.
Alkohol hemmt die Zuckerausschüttung. Aus diesem Grund muss der Konsum alkoholhaltiger Getränke wie Bier oder Wein nicht mit Insulin behandelt werden. Die Ausnahme bilden sehr süße alkoholische Getränke wie Cocktails und Glühwein. Aufgrund des hohen Zuckeranteils müssen diese in die Broteinheiten-Kalkulation für den Tag einfließen.
Doch auch hier gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht, denn bei Alkohol besteht die Gefahr der Unterzuckerung. Erkundige dich aus diesem Grund bei deinem Arzt über mögliche Folgen eines Alkoholkonsums und die Insulingabe.
Du fragst dich, wie viele Broteinheiten du maximal pro Tag konsumieren solltest? Die Antwort auf diese Frage kann nicht pauschal ausfallen. Denn wie viele Kohlenhydrate du verzehren darfst, steht in Relation zu vielen verschiedenen Faktoren. So nimmt zum Beispiel dein Alter, dein Gewicht und dein Energieverbrauch Einfluss auf die mögliche Kohlenhydratmenge.
Wende dich in diesem Zusammenhang an deine Ärzt*in. Wichtig ist, dass du dich umfassend und ausgewogen ernährst, denn eine einseitige Ernährungsweise kann deiner Gesundheit schaden.
Das bedeutet, dass du hochwertige Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße konsumieren und dich dabei an der BE-Tabelle orientieren solltest. Am besten nimmst du die Kohlenhydrate über mehrere Mahlzeiten am Tag auf.