Abnehm-Mythen aufgeklärt
6. Dezember 2022

Abnehm-Mythen aufgeklärt: Fakt oder Lüge?

Rund um das Abnehmen kursieren die wildesten Gerüchte. Meist stecken Versprechen von Produktherstellern dahinter, die mit ihrer vermeintlich einzigartigen Methode die Lösung für den schnellen Abnehmerfolg liefern. Wissenschaftlich bewiesene Aussagen? Fehlanzeige.

Viele dieser Abnehm-Mythen halten sich hartnäckig und führen zu Frustration und Hilflosigkeit bei Betroffenen. Wenn keine der Methoden zum Erfolg führt, wird es höchste Zeit für den Mythen-Check: Was hilft wirklich beim Abnehmen und was sind nur leere Versprechen, die sich gut verkaufen lassen?

Was versteht man unter Abnehm-Mythen?

Man kennt sie vor allem aus Zeitschriften, der Fernsehwerbung und dem Internet: Schlagzeilen über vermeintliche Wundererfolge beim Abnehmen und beeindruckende Vorher-Nachher-Bilder. Diese Bilder wecken gerade bei verzweifelten Menschen, die seit längerer Zeit erfolglos versuchen abzunehmen, falsche Hoffnungen. Denn so einfach, wie diese Schlagzeilen es dem Leser suggerieren, ist ein gesunder Gewichtsverlust bei weitem nicht.

Medien und Anbieter von Diäten und Abnehmprodukten nutzen diese Verzweiflung von Betroffenen gezielt aus und streuen falsche Informationen zu Diätprodukten und vermeintlich funktionierenden Blitz-Diäten. Doch auch wenn häufig ein kurzfristiger Erfolg eintritt - das langfristige Wunschgewicht bleibt aus.

Abnehmen Mythos

Viele machen diese Fehler beim Abnehmen

Die meisten Menschen geben nach einigen Wochen auf, weil die Blitz-Diät zu viel Energie und Geld kostet und der gewünschte Erfolg nicht eintritt. Alte Ernährungsmuster finden ihren Weg zurück und die Kilos sind im Handumdrehen wieder auf den Hüften.

So entsteht ein Teufelskreis: Mit jedem neuen Diätversprechen kommt die Hoffnung zurück, nur um einige Wochen später frustriert auch diese Diät abzubrechen. Das Problem dabei ist, dass die meisten Menschen die Gewichtsabnahme so schnell und einfach wie möglich erreichen wollen, ohne auf fundiertes Wissen zurückzugreifen. Viele setzen sich einem so hohen Druck aus, dass sie am Ende abnehmen wegen Stress - und nicht auf gesunde und nachhaltige Weise.

Damit das in Zukunft nicht mehr passiert, deckt dieser Artikel die fünf größten Abnehm-Mythen auf und liefert hilfreiche Tipps, wie Abnehmen mit optimaler Strategie und wissenschaftlichen Erkenntnissen langfristig erfolgreich wird.

Abnehm-Mythos 1: Schnelle Diäten machen schlank

Sogenannte Blitz-Diäten versprechen alle dasselbe: Eine rasante Gewichtsabnahme in kürzester Zeit. Doch hier sollte man Vorsicht walten lassen. Die meisten schnellen Diäten führen zwar kurzfristig zu einem Erfolg und gaukeln dem Betroffenen vor, die ultimative Abnehm-Methode gefunden zu haben. Leider sind diese Crash-Diäten aber in der Regel nicht gesund: Eine einseitige Ernährung führt schnell zu einem Nährstoffmangel. In der Folge fühlt der Körper sich energie- und antriebslos und die Diät muss nach kurzer Zeit abgebrochen werden.

Spätestens wenn die alten Ernährungsgewohnheiten wieder eingesetzt haben, nimmt man die verlorenen Kilos dann schnell wieder zu - und manchmal sogar noch einige mehr. Diese Erscheinung wird als Jo-Jo-Effekt bezeichnet und tritt bei so gut wie jeder Blitz-Diät auf.

Was ist der Jo-Jo-Effekt und wie entsteht er?

Der Jo-Jo-Effekt tritt also immer dann ein, wenn viel und zu schnell Gewicht abgenommen wird. Doch woran liegt das?

Bei einer Blitz-Diät werden dem Körper deutlich weniger Kalorien zugeführt als er gewöhnt ist. Sobald der Körper sich an diese verringerte Energiezufuhr gewöhnt hat, baut der Körper infolgedessen nicht nur Fettzellen, sondern vor allem auch Muskelmasse ab.

Weniger Muskeln bedeuten einen deutlich verringerten Energiebedarf. Sobald man im Anschluss an eine Diät in seine alten Ernährungsgewohnheiten zurückfällt, nimmt der Körper mehr Kalorien auf als er benötigt. Damit wird nicht nur das abgenommene Gewicht schnell wieder zugenommen - oft steigt das Körpergewicht sogar noch weiter an.

Abnehm-Mythos 2: Von Kohlenhydraten nimmt man zu

Low-Carb-Diäten gehören zu den beliebtesten und bekanntesten Abnehm-Methoden und sind in aller Munde. Dabei gibt es so einige Diät-Mythen, die rund um Kohlenhydrate kursieren: Kohlenhydrate machen dick, abends sind Kohlenhydrate streng verboten und überhaupt sollten sie beim Abnehmen am besten komplett gemieden werden.

Dass Kohlenhydrate Dickmacher und beim Abnehmen hinderlich sind, ist aber schlichtweg falsch. Bei einer Gewichtsabnahme ist nur wichtig, wie viele Kalorien insgesamt aufgenommen werden. Eine einzelne Nährstoffgruppe wie die Kohlenhydrate sind nicht im Speziellen für eine Gewichtszunahme verantwortlich.

Wie so oft kommt es auch hier auf die Menge und Art der Kohlenhydrate an: Eine riesengroße Portion Spaghetti oder andere stark verarbeitete Lebensmittel aus Weißmehl enthalten häufig viel Zucker und wenig Ballaststoffe. Das lässt den Blutzuckerspiegel nach oben schießen und führt zu Heißhungerattacken. Um ein gesundes Gewicht zu erreichen, sollten solche Produkte also nur in Maßen konsumiert werden.

Anders sieht es jedoch bei Vollkornprodukten und Gemüse aus - diese sind als Kohlenhydratlieferanten ideal geeignet und machen richtig satt.

Mögliche Folgen einer Low-Carb-Ernährung

Eine Low-Carb-Diät bedeutet, dass viele Lebensmittel aus dem täglichen Speiseplan gestrichen und durch Alternativen ersetzt werden müssen. Das birgt die Gefahr einer einseitigen Ernährung und eines Nährstoffmangels. Vor allem bei übermäßigem Konsum von tierischen Fetten und Eiweißen können zudem negative Folgen für die Leber und das Herz-Kreislauf-System des Körpers auftreten.

Wird eine Low-Carb-Ernährung zum Abnehmen in Betracht gezogen, sollte deshalb immer ein Ernährungsexperte hinzugezogen werden, um mögliche Folgeschäden zu vermeiden.

Vorteile von Kohlenhydraten

Kohlenhydrate sind wichtige und schnelle Energielieferanten. Dabei kommt es auf die richtige Auswahl der Getreideprodukte an: Vor allem Vollkornprodukte gehören zur Grundlage einer ausgewogenen Ernährung und liefern wichtige Ballaststoffe, die für eine gesunde Verdauung wichtig sind.

Kohlenhydrate sind für viele Stoffwechselvorgänge im Körper wichtig. Neben ihrer Funktion als Energielieferant wirken sie auch verdauungsfördernd und liefern wichtige Nährstoffe wie Zink, Eisen und B-Vitamine.

Abnehm-Mythos 3: Fett macht fett

Nicht nur Kohlenhydrate stehen im Verdacht, dick zu machen. Auch Nahrungsfette werden bei vielen Diäten komplett gemieden. Doch hier gilt: Der Name ist nicht immer Programm. Viel eher kommt es auf die Menge und die Qualität der konsumierten Fette an.

Gesunde und ungesunde Fettsäuren

Unterschieden wird zwischen den gesättigten und den ungesättigten Fettsäuren. Erstere gelten als die ungesunden Dickmacher und kommen überwiegend in Produkten tierischen Ursprungs, wie Käse, Wurst, Fleisch und Milchprodukten vor.

Einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind hingegen gesunde Energielieferanten und kommen überwiegend in pflanzlichen Produkten wie Pflanzenölen, Fisch und Nüssen vor. Im Gegensatz zu ihren tierischen Gegenspielern helfen sie dabei, den Cholesterinspiegel zu regulieren und die Organe zu schützen. Zudem sind sie für die Aufnahme bestimmter Vitamine notwendig.

Übrigens: Sogenannte Transfettsäuren, die industriell aus Pflanzenfetten hergestellt werden, sind gesundheitlich besonders bedenklich. Sie kommen vor allem in frittierten Lebensmitteln wie Backwaren und Fertiggerichten vor und begünstigen einen erhöhten Cholesterinspiegel sowie Fettstoffwechselkrankheiten. Besonders bei Krankheiten wie Übergewicht und Bluthochdruck ist es deshalb sinnvoll, auf Transfettsäuren gänzlich zu verzichten.

Abnehm-Mythos 4: Light-Produkte machen schlank

Light-Produkte gelten nicht selten als der Tipp für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme. Dieses Wissen wird durch gezieltes Marketing der Unternehmen gestreut, welche diese Produkte im Sortiment haben.

Im Supermarkt erkennt man Light-Produkte an den meist hellgrünen oder hellblauen Verpackungen und den Bezeichnungen "zuckerfrei", "light" oder "fettarm". Doch garantiert diese Kennzeichnung, dass die Produkte auch wirklich zu einer gesunden und kalorienarmen Ernährung beitragen? Das ist fraglich, da die entsprechenden gesetzlichen Regelungen häufig irreführend sind.

Health-Claims-Verordnung

Die Health-Claims-Verordnung ist ein Gesetz, welches diese gesundheitsbezogenen Aussagen auf Lebensmitteln regelt. Ein Beispiel: Als "light" darf ein Produkt erst dann markiert werden, wenn es im Vergleich zum Originalprodukt mindestens 30% weniger Kalorien enthält. Als "fettarm" gilt ein Produkt dann, wenn es weniger als drei Gramm Fett pro 100 Gramm beinhaltet.

Doch leider besteht eine Gesetzeslücke, was die Höchstgrenze von anderen relevanten Nährwerten wie Zucker und Salz betrifft. Das nutzen Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie für ihre Zwecke aus: Ein fettarmer Fruchtquark enthält beispielsweise weniger Fett als das Originalprodukt - dafür aber deutlich mehr Zucker.

Mehr Konsum durch Light-Produkte

Wer kennt es nicht - sobald auf der Chipstüte "weniger Fett" steht, nascht man guten Gewissens die doppelte Portion.

Genau diesen Trick nutzt die Lebensmittelindustrie aus und verleitet so zu einem erhöhten Konsumverhalten. Deshalb gilt: Bei Light-Produkten sollte stets ein kritischer Blick auf die Nährwerttabelle geworfen werden.

Abnehm-Mythos 5: Abnehmen durch Hungern

Für eine erfolgreiche Gewichtsabnahme darf in den Augen vieler Menschen eines nicht fehlen - der Hunger. Klar, für einen Gewichtsverlust ist ein Kaloriendefizit nötig. Doch der Zusammenhang zwischen Hunger und Abnehmen ist trotzdem nicht ganz so simpel.

Wer stark hungert und seinen Körper jeden Tag einem hohen Kaloriendefizit aussetzt, wird schon bald mit dem Jo-Jo-Effekt bestraft. Und auch wenn der erste vermeintliche Erfolg vielleicht erst einmal vielversprechend wirkt - tatsächlich sind die ersten abgenommenen Kilos in der Regel nur reine Wassereinlagerungen.

Starker Hunger sorgt dafür, dass der Körper gestresst ist und in den Überlebensmodus schaltet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass jede verfügbare Kalorie, die beispielsweise bei Heißhungerattacken zu sich genommen wird, sofort in Fett eingelagert wird. Der Nährstoffmangel macht dem Körper zusätzlich zu schaffen und lässt ihn müde und kränklich wirken. So können Erschöpfung und andere Symptome wie Kurzatmigkeit mit Übergewicht auftreten.

Grundsätzlich gilt: Je mehr man dem Körper etwas verwehrt, desto höher wird das Verlangen danach. Damit sind die meisten Diäten, die auf Hunger beruhen, zum Scheitern verurteilt - es ist schlicht und einfach nicht möglich, im Alltag ständig Hunger zu haben und dem Körper den Zugang zu wichtiger Energie zu verwehren.

Fastenkur zur Entgiftung

Sie sind im Trend wie nie zuvor: Fastenkuren und sogenannte Entgiftungen werden von allen Seiten empfohlen, um den Körper zu reinigen und Gewicht zu verlieren.

Doch Detox-Diäten sind tatsächlich weder notwendig noch werden sie von Experten empfohlen. Besonders bei den beliebten Saftkuren besteht die Gefahr, viel zu viel Fruchtzucker zu sich zu nehmen und in einen starken Ballaststoffmangel zu geraten. Der Körper ist auch ohne Fasten in der Lage, sich von Schadstoffen zu befreien: Leber, Niere, Darm, Haut und Lunge sind tagtäglich im Einsatz und entgiften den Körper rund um die Uhr.

Start für Ernährungsumstellung

Fasten kann für manche Menschen jedoch einen anderen, sinnvolleren Zweck erfüllen: den Start in ein verändertes Ernährungsverhalten.

Der Verlust von Wassereinlagerungen, der sich auch auf der Waage bemerkbar macht, liefert Motivation zum Weitermachen und kann den Startschuss für eine grundlegende Ernährungsumstellung darstellen. Doch Achtung: Dabei sollte es auch bleiben. Eine langfristige Fastenkur kann dem Körper mehr schaden, als sie ihm gut tut. Schließlich ist der menschliche Körper auf die Versorgung von ausreichend Energie und Nährstoffen angewiesen, um gesund und glücklich zu bleiben.

Das Fazit - Ernährungsumstellung, Verhaltensänderung und Bewegung helfen beim Abnehmen

Blitz-Diäten, einseitige Ernährungen oder Light-Produkte - sie alle haben eines gemeinsam: Für eine langfristige, gesunde Gewichtsreduktion sind sie nicht das beste Mittel der Wahl.

Eine Diät kann nur dann nachhaltig zu einer Gewichtsabnahme führen, wenn die Ernährungsumstellung dauerhaft erfolgt und mit dem Lebensstil der Person vereinbar ist. Wer mehr als zwei bis drei Kilogramm abnehmen möchte, sollte deshalb auf die Kombination aus einer dauerhaften Ernährungsumstellung, ausreichend Bewegung und einem gesunden Lebensstil setzen sowie die Tricks und Diätlügen der Lebensmittelindustrie stets im Hinterkopf behalten.

 

Bild von Jerzy Górecki auf Pixabay